Bistum Regensburg: Kirchenbücher bald digital

Lange Zeit war es still um den Stand der Digitalisierung der Kirchenbücher des Bistums Regensburg im Bischöflichen Zentralarchiv. Offiziell ist es noch immer still und „was genaues weiß man nicht“ – aber die ein oder andere erfreuliche Information zum aktuellen Stand sickerte doch durch und mittlerweile zeichnet sich ab, dass die Kirchenbücher bald online zugänglich sein werden. Was bisher geschah und was bekannt ist:

Schon seit etlichen Jahren wünschen sich viele Genealogen und Heimatforscher aus dem deutschen Raum, dass das Bistum Regensburg endlich einen Schritt in das Digitalzeitalter wagt und seine umfangreichen Kirchenbuch-Bestände digitalisiert und online zugänglich macht. Wer mit den Kirchenbüchern aus Regensburg arbeiten möchte, dem stehen bis dato lediglich Microficheaufnahmen der Bücher vor Ort im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg zur Verfügung – und diese Microficheaufnahmen sind von wechselhafter Qualität.

Während andere Bistümer und Kirchen bereits vor langem die Digitalisierung ihrer Kulturschätze angegangen sind und diese der Weltöffentlichkeit auf Plattformen wie Archion, Matricula oder ähnlichen kostenfrei oder kostenpflichtig zur Verfügung stellen, haderte man in Regensburg lange Zeit mit diesem Schritt. Erst mit einem Wechsel an der Spitze des Bischöflichen Zentralarchivs vor einigen Jahren wurde die Hoffnung geweckt, dass die Regensburger Bücher nun endlich digitalisiert werden könnten.

Nicht zuletzt durch die COVID-19-Pandemie und die eingeschränkte oder zeitweise gänzlich unmögliche Zugänglichkeit des Bischöflichen Zentralarchivs und seiner Kirchenbücher kam allmählich Bewegung in die Sache. Am 29. April 2020 wurde von Nicolai Schichtl über openpetition eine Petition gestartet, die die Verantwortlichen in Regensburg zur Digitalisierung der Kirchenbücher im Bistum Regensburg aufforderte. Innerhalb von gerade einmal drei Monaten fand die Petition 1.661 Unterzeichner – ein starkes Signal an das Bistum.

Dennoch ließ man sich dort Zeit mit einer Reaktion. Trotz mehrfacher Nachfragen der Petitionsinitiatoren und interessierter Heimat- und Familienforscher gab es lange Zeit keinen Kommentar seitens der Bistumsoffiziellen. Erst am 11. Dezember 2020 wurde der Eingang der Petition offiziell bestätigt und ein kleiner Ausblick gegeben. Trotz der Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie, die Generalsanierung des Archivgebäudes und anderer arbeitsintensiver Projekte, genehmigten die Gremien des Bistums im Spätherbst 2020 das Budget für eine Digitalisierung. Es wurde in Aussicht gestellt, nach Ostern 2021 mit der Digitalisierung zu beginnen. Bis wann die Digitalisierung abgeschlossen sei und wann, wo und in welcher Form die digitalisierten Kirchenbücher des Bistums Regensburg endlich online gehen würden, dazu wollten sich die Verantwortlichen freilich nicht äußern.

Dann gab es einige Monate nichts offizielles zu hören aus Regensburg, bis Anfang März 2021 bekannt wurde, dass mit der Digitalisierung der Kirchenbücher begonnen wurde. Leider entschied sich das Bischöfliche Zentralarchiv (oder die Bistumsleitung) zu einer von Intransparenz geprägten Kommunikationsstrategie. Es sollten keine Neuigkeiten veröffentlicht werden, Anfragen zu weiteren Schritten des Projekts oder zum Projektfortschritt würden ebenfalls nicht beantwortet. Immerhin wurde bestätigt, dass die digitalisierten Kirchenbücher auch online gestellt werden sollten und nicht nur digital vor Ort im Archiv zugänglich sein würden.

Damit war seitens des Bistums im Jahr 2021 alles zur Digitalisierung gesagt – unter Forschern und Genealogen kursierten daher die wildesten Gerüchte. Erst Anfang 2022 verdichtete sich die Gerüchteküche und es wurde die Information gestreut, dass die Digitalisierung gut vorankomme und noch im Laufe des Jahres 2022 die ersten Kirchenmatrikeln online verfügbar sein würden. Man würde, so lautete die Neuigkeit, mit Pfarreien mit dem Buchstaben A beginnen. Welche Plattform für eine Veröffentlichung gewählt werden würde und ob der Onlinezugriff kostenfrei oder kostenpflichtig erfolgen würde, dazu sickerte nichts durch.

Je älter das Jahr 2022 wurde, desto sehnlicher erklang der Wunsch nach einer baldigen Onlinestellung. In Mailinglisten tauschten Ahnenforscher sich regelmäßig über den ja unbekannten Stand der Digitalisierung aus. Das Bischöfliche Zentralarchiv respektive das Bistum blieben ihrer Kommunikationsstrategie treu und vermieden jegliche Transparenz und den frühzeitigen Einbezug der interessierten Öffentlichkeit in den Fortschritt des Projekts. Im Herbst 2022 flammte erneut das Gerücht auf, dass eine Onlinestellung der – mittlerweile sehr umfangreich erfassten – Digitalisate unmittelbar bevor stehe. Im Bischöflichen Zentralarchiv, so wurde kolportiert, würden Informationsflyer des Kirchenbuchportals Archion verteilt werden. Dies wurde als unumstößlicher Beleg dafür gewertet, dass die Kirchenbücher des Bistums Regensburg bei Archion online gehen würden, und dass der Zugriff auf die Kirchenbücher damit hinter einer Bezahlschranke liegen würde.

Eine Onlinestellung ließ gleichwohl weiter auf sich warten. Auch das Zentralarchiv/Bistum verfolgte weiter sein Schweigegelübde, wenngleich immer mehr Informationen aus dem Bistumsarchiv an die interessierte Öffentlichkeit drangen und vieles zu konkret war, um ein Gerücht zu sein. Am 19. Januar 2023 schließlich wandte sich Nicolai Schichtl, der Initiator der Petition zur Digitalisierung der Kirchenbücher des Bistums Regensburg, mit einem Update an die Zeichner der Petition. Darin kritisiert er berechtigterweise die intransparente und nutzerunfreundliche Kommunikationsstrategie des Zentralarchivs/Bistums. Selbst seine mehrfachen Anfragen an die Archivleitung blieben unbeantwortet – ob dies konsequent, unfreundlich oder kirchentypisch ist, mag jeder selbst entscheiden.

Zugleich erläutert Schichtl in seinem Update aber auch, dass einem Unterstützer der Petition aus erster Hand mitgeteilt worden sei, dass mit der Onlinestellung der ersten Digitalisate der Kirchenbücher Anfang 2023 zu rechnen sei. Zwar sei ursprünglich eine schrittweise Onlinestellung bereits für 2022 geplant gewesen, diese habe aber nicht umgesetzt werden können. Nachdem nun Verträge abgeschlossen worden seien, sei mit einer Onlinestellung Anfang 2023 auf der Plattform Matricula zu rechnen (siehe https://www.openpetition.de/petition/blog/digitalisierung-der-kirchenbuecher-im-bistum-regensburg/8).

Zwar weist Schichtl zurecht darauf hin, dass bei Projekten dieser Größenordnung immer mit Verzögerungen zu rechnen sei; auch muss bedacht werden, dass es sich bei all dem nach wie vor um offiziell unbestätigte Gerüchte handelt. Seitens der Archivleitung bzw. des Bistums Regensburg gibt es dazu nach wie vor keine Verlautbarung und es mag bezweifelt werden, dass es die Verantwortlichen für nötig halten, die Öffentlichkeit noch vor der (ersten) Onlinestellung über weitere Schritte und den Projektfortschritt zu informieren.

Dennoch stimmt diese Nachricht aus mehrerlei Gründen froh: Zum einen hält der Initiator der Petition die Zuverlässigkeit seines Gewährsmannes für ausreichend, um die Unterstützter seiner Petition und die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis zu setzen. Zudem wurde ähnliches auch an anderer Stelle verlautbart, so dass die Vermutung Schichtls als durchaus glaubwürdig eingeschätzt werden kann. Zum anderen aber werden die Kirchenbücher des Bistums Regensburg bei einer Onlinestellung auf der Plattform Matricula kostenfrei zugänglich sein.

Matricula wird von ICARUS betrieben, ein in Österreich ansässiger, gemeinnütziger Verein. In diesem sind über 180 Archive und Einrichtungen aus mehr als 30 Ländern versammelt. Schichtl hatte bereits in seiner Petition beschrieben, dass eine kostenlose Onlinestellung der Kirchenbücher nicht Gegenstand der Petition sei. Der Arbeitsaufwand zur Digitalisierung und Konservierung der Regensburger Kirchenbücher, aber auch die hinter der Onlinestellung stehenden technischen und softwareseitigen Aufwände sind enorm und nicht kostengünstig. Daher wäre es vermessen, einen kostenfreien Zugang zu den Digitalisaten zu fordern. Umso erfreulicher ist es natürlich, dass sich das Bistum Regensburg dennoch dazu entschieden hat, die Kosten der Digitalisierung zu tragen und auf eine Finanzierung über Nutzerbeiträge, beispielsweise auf einem eigenen Portal oder über Archion, zu verzichten.

Freilich wäre das Regensburger Bischöfliche Zentralarchiv mit seinen katholischen Kirchenbüchern auf der überwiegend „evangelischen Plattform“ Archion ein Blickfang gewesen. Auch hätte er dem Kirchenbuchportal Archion wohl eine nicht unerhebliche Zahl an neuen, zahlenden Mitgliedern gebracht. Dennoch ist die Entscheidung aus Regensburg, die digitalisierten Matrikeln auf Matricula Online zu stellen, naheliegend. Finden sich dort doch bereits die Digitalisate aus den deutschen Bistümern Aachen, Augsburg, Bamberg, Dresden-Meißen, Eichstätt, Fulda, Hildesheim, Limburg, Magdeburg, München und Freising, Münster, Osnabrück, Paderborn, Passau und Vechta. Für Österreich findet sich eine ähnlich imposante Zahl an Bistumsarchiven vertreten (unter anderem Wien, St. Pölten, Gurk, Graz-Seckau und Vorarlberg) und so ist die katholische Landkarte Deutschlands und Österreichs beinahe geschlossen auf dieser Plattform vertreten. Als eine der wenigen Lücken klafft dort noch die Fläche zwischen Dingolfing und Wunsiedel, zwischen Amberg und Furth im Wald. Eine zugegebenermaßen sehr große Lücke, die hoffentlich bald geschlossen sein wird.

Ob Historiker, Heimat- und Familienforscher sowie die interessierte Öffentlichkeit davon zuerst vom Bischöflichen Zentralarchiv/Bistum erfahren werden, ist zu bezweifeln. Das Bistum hat die große Chance vertan, an einer Stelle gute Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, sich positiv darzustellen und die ja offenkundig nicht geringe Zahl an Menschen, die sich für ihre Angebote an dieser Stelle interessieren, mit ins Boot zu holen. Stattdessen setzt man ohne Notwendigkeit auf Intransparenz und Geheimnistuerei – Kommunikationsstrategien, die auch aus anderen Zusammenhängen der katholischen Kirche nur allzu bekannt sind.

Insofern heißt es: Weiter warten und Nicolai Schichtl für seine Initiative und Hartnäckigkeit danken.

4 Antworten auf „Bistum Regensburg: Kirchenbücher bald digital“

  1. I was just looking for an update on the Bistum Regensburg records. Encouraging rumors here, hoping it is all accurate! Matricula would be a great place for the records.

  2. Vielen Dank an Alle, die sich für die Digitalisierung eingesetzt haben. Über das Gebaren der zuständigen Herrschaften in Regensburg kann ich nur den Kopf schütteln. Matrikel sind für mich kulturelles Gemeingut und müssen deshalb entsprechend für die Allgemeinheit zugängig gemacht werden. Kein Bistum in Deutschland ist so arm, dass man sich die Digitalisierung nicht leisten könnte und sie nicht umzusetzen bzw. es dann noch nicht einmal nötig finden, auf entsprechende Anfragen zu reagieren, zeigt für mich einmal mehr, wie wenig kirchlichen Organisationen daran gelegen ist, die Erfordernisse der Zeit und damit auch die Wünsche der Bevölkerung zu respektieren.

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